Messfahrten mit 103 001 zwischen Xanten und Kleve

Messzug mit 103 001 bei Xanten

Messzug bei WardtMesszug im Bahnhof Xanten

Im September 1989 verdichteten sich die schon seit Jahren kursierenden Gerüchte, der Streckenabschnitt von Xanten nach Kleve würde stillgelegt. Der Winterfahrplan 1989/90 trug im Kursbuch und in den entsprechenden Auszügen den Zusatz: „Die Umstellung des Abschnitts XantenKleve auf Busverkehr ist geplant.“ Als Grund für die Stillegung wurden die mangelhaften Fahrgastzahlen und die anstehenden hohen Investitionen angegeben. Der Zustand des Oberbaus zwischen Xanten und Kleve war im Sommer 1989 so schlecht, dass die Höchstgeschwindigkeit auf 50 km/h reduziert werden musste. Der schlechte bauliche Zustand der Strecke kam jedoch nicht aus heiterem Himmel, schließlich waren seit Jahren jegliche Investitionen in Strecke und Signalanlagen unterlassen worden.

Im November 1989 überraschte die Deutsche Bundesbahn die Öffentlichkeit am Niederrhein dann mit Messfahrten, durch die überprüft werden sollte, ob die Beschränkung der Höchstgeschwindigkeit zwischen Xanten und Kleve auf 50 km/h nicht wieder zurückgenommen werden könne. Der Messzug werde, so die Pressenotiz in der Rheinischen Post am Tag danach, sonst nur auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken der DB eingesetzt.

In der Tat: Die Fuhre, die am 13. November 1989 mehrfach zwischen Xanten und Kleve pendelte, war sehr ungewöhnlich. Sie bestand aus 750 001 (103 001) und einem Messwagen des Bundesbahnzentralamtes Minden. Da zwischen Xanten und Kleve kein Fahrdraht hängt, wurde diese Fuhre von 216 051 gezogen.

Die Messfahrten wurden im Hochtastverfahren durchgeführt, d.h. die Geschwindigkeit der Messfahrten wurde von Mal zu Mal gesteigert. Da wenigstens eine Fahrt auch mit 80 km/h durchgeführt werden sollte, wurden die zahlreichen unbeschrankten Bahnübergänge entlang der Strecke mit Posten besetzt, die diese BÜ durch Flatterbänder sicherten.

Noch am Abend des 13. November rollte der Zug weiter Richtung Euskirchen, um von dort aus die Strecke nach Bad Münstereifel zu befahren. Als Ergebnis der Messfahrten teilte die Bundesbahndirektion Köln in einer Pressemitteilung am 6. Dezember mit, dass die Geschwindigkeit auf der Strecke auf 30 km/h herabgesetzt werden müsse.

Gerüchteweise verlautete aus gut informierten Kreisen jedoch genau das Gegenteil: Teile der Strecke könnten durchaus mit höherer Geschwindigkeit befahren werden, es gebe einige kritische Abschnitte, so entlang des „Berges“ kurz vor Kalkar und zwischen Xanten und Marienbaum.

Das Ende der Geschichte kam am 23. Dezember 1989. Der „Bote für Stadt und Land“ titelte: „ ‚Schwarzer Freitag’ für die Bahnfahrer“ und teilte mit, dass der Abschnitt Xanten – Kleve zum Jahresende 1989 stillgelegt werde. Am 29. Dezember 1989 um 19.57 Uhr fuhr in Kleve der letzte Zug Richtung Duisburg ab. Dazu lesen Sie mehr auf dieser Seite.

Quellen: Rheinische Post/Bote für Stadt und Land vom 12.9., 14. und 24.11. und 23.12.1989, sowie eigene Aufzeichnungen.